Stärkende Beziehungen: Schon ein Mensch macht einen Unterschied.

Stärkende soziale Beziehungen gehören zu den wichtigsten Ressourcen für seelische Widerstandskraft und innere Stärke.
Das hat die Resilienzforschung gezeigt.
Damit sie eine Quelle für Zuversicht und innere Stärke sind, braucht es allerdings mehr als nur zu netzwerken.

Um mit Resilienz Krisen zu meistern, greifen wir auf unsere inneren Kräfte zurück.

Verbundenheit mit anderen zu erfahren, ist ein Einfluss, der von außen stärkend auf unsere inneren Kräfte wirkt.
Der Resilienzaspekt „Beziehungen gestalten“ bedeutet wie gesagt mehr als über Netzwerke zu verfügen.
Er bezieht sich darauf, wie Menschen innerhalb und außerhalb dieser Netzwerke miteinander umgehen.

Sich irgendwo zugehörig fühlen stabilisiert in schwierigen Zeiten.

Was tut uns gut, wenn wir Krisen oder Leidenssituationen zu bewältigen haben? Die meisten wünschen sich, dann Menschen um sich zu haben, die Verständnis aufbringen, die trösten und Beistand leisten. Manchmal brauchen wir Ermutigung, manchmal Schutz oder Rückenstärkung. Die Gewissheit, nicht alleine dazustehen, ist beruhigend, schon bevor der Ernstfall eingetreten ist.

Gerade in belastenden und fordernden Lebenslagen sehnen wir uns nach Zugehörigkeit. Sie schenkt uns das Vertrauen, aufgehoben zu sein und Unterstützung in schweren Zeiten zu bekommen.

Was macht stärkende Beziehungen aus?

Dass wir uns wertgeschätzt fühlen und Ermutigung erfahren, trägt wesentlich zu einem stabilen Selbstwertgefühl bei.

Die Resonanz, die wir von anderen bekommen, formt unser eigenes Bild von uns selbst, sofern wir ihr beistimmen und sie zulassen.
Wir sehen uns sozusagen durch die Augen der anderen und übernehmen deren Wahrnehmung.

Nie fühlen wir uns stärker und selbstbewusster, als wenn wir uns geliebt und wertgeschätzt fühlen.
Genauso kann uns Kritik oder Ablehnung niederschmettern, wenn wir sie persönlich nehmen und ungeprüft übernehmen.

Das gilt nicht nur im Privaten. Auch im Arbeitsleben spielt die Kultur des Umgangs miteinander für die Zufriedenheit insgesamt eine größere Rolle als die Aufgaben und die Bezahlung. Die Beziehungen haben entscheidenden Einfluss darauf, ob Mitarbeiter psychisch stabil, leistungsstark und motiviert sind.

Beziehungsfähigkeit ist also eine Kernkompetenz. Sie ist bedeutsam

  • für das private Wohlbefinden
  • für die berufliche Zufriedenheit und
  • für die Verortung in der Gesellschaft.

Wir brauchen dafür eine Haltung von gegenseitigem Respekt und grundsätzlichem Wohlwollen – und eine ganze Reihe kommunikativer Fähigkeiten.

Für tragfähige Beziehungen, die auch schweren Zeiten standhalten, kannst du selbst einiges tun.

Stärkende Beziehungen wollen aufgebaut und gepflegt werden.

Drei Schlüssel für stärkende Beziehungen stelle ich dir hier vor.

1. Empathie

Empathie bedeutet die Sichtweise des anderen zu verstehen. Verstehen meint nicht alles gutzuheißen oder allem zuzustimmen. Verstehen meint nachvollziehen und gelten lassen.

Empathie zeigst du, indem du

  • zuhörst und nachfragst: aus Interesse und um ihn zu verstehen, nicht um Fakten zu überprüfen oder die Richtigkeit zu hinterfragen.
  • Interesse zeigst statt zu urteilen:
    Verzichte darauf, die Gedanken, Vorstellungen und Handlungen deines Gegenübers zu beurteilen, ob es sich um Kollegen, Kunden, Bekannte, Freunde oder Familie handelt. Es geht nicht darum Recht zu haben.
  • dem anderen hilfst, seine individuelle Lösung zu finden:
    Verzichte auf Ratschläge und ungebetene Empfehlungen.  Wenn du Bedenken hast oder Ideen zur Lösung, frage erst, ob dein Gegenüber sie hören will. Äußere Sie als Gedanken, als Option. Versuche nicht den anderen davon zu überzeugen. Es ist seine Entscheidung, was er damit anfängt.

2. Ermutigung

Wir sind darauf angewiesen, Resonanz von anderen zu bekommen, Ermutigung und Unterstützung zu erfahren. Wir sind aber keineswegs machtlos dem ausgeliefert, was uns von anderen entgegenkommt.

  • Lerne zu unterscheiden, welche Menschen dir etwas Gutes wollen, und welche dich entmutigen. Nimm dir die Freiheit, den letzteren aus dem Weg zu gehen oder dich (zumindest innerlich) von ihnen zu distanzieren.
  • Pflege Beziehungen zu Menschen, von denen du dich bestärkt und unterstützt fühlst. Damit sind nicht solche gemeint, die dir schmeicheln und nach dem Mund reden. Es sind die, die aufrichtig an deinem Wohlergehen interessiert sind ohne dich manipulieren oder bestimmen zu wollen.
  • Werde für andere zum Mutmacher. Bestärke sie in dem, was sie können, was sie wollen und was sie tun. Finde die guten Ansätze in Vorhaben, die du nicht rückhaltlos unterstützen kannst. Auch wenn du ihre Ziele nicht teilst, kannst du andere darin bestärken ihren eigenen Weg zu gehen.

3. Dankbarkeit

Dankbarkeit spiegelt das Geben und Nehmen in Beziehungen wider. Wenn du Menschen in deiner Nähe hast, die dir Empathie und Ermutigung entgegenbringen, kannst du dich glücklich schätzen. Mach‘ dir immer wieder bewusst, wem du wofür dankbar sein kannst. Wer hat dir in einer Schwierigkeit geholfen, von wem hast du etwas Wesentliches gelernt, auf wen kannst du jederzeit zählen?

Aber auch gegenüber Menschen, die wir gar nicht kennen, haben wir Grund dankbar zu sein. Vom Lokführer, der uns sicher ans Ziel gebracht hat, bis zu der Küchenhilfe, die die Kartoffeln für das leckere Mittagsessen im Seminarhaus geschält hat – an positiven Ereignissen und Gegebenheiten in unserem Leben sind in der Regel viel mehr Menschen beteiligt, als wir uns bewusst machen.

  • Bringe Dankbarkeit zum Ausdruck, wann immer es sich anbietet. Eine nette Geste, eine Aufmerksamkeit, ein freundliches Wort – Die Kraft der Dankbarkeit wirkt segensreich auf alle Beteiligten.

Egal, mit wem wir es zu tun haben – ob wir uns nach der Begegnung gestärkt, belebt, geschätzt fühlen, hängt davon ab, dass wir einander bestärken, ermuntern, freundlich behandeln. Schon eine solche Erfahrung macht einen Unterschied, verändert den Tag – und kann eine Kettenreaktion in Gang setzen. Einfach den Anfang machen.

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