Gute Lösungen brauchen Spielräume.

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Die passende Lösung liegt nicht von vornherein auf der Hand.

Ich liebe Knobeleien und Kreuzworträtsel, für die ich querdenken oder um die Ecke denken soll. Gerade wenn die Angaben mir auf den ersten Blick signalisieren, dass sie für mich unlösbar sind, reizt es mich diese leeren Kästchen zu füllen. Und dann, Schritt für Schritt, erschließt sich das eine oder andere, daraus ergeben sich wieder Hinweise auf weiteres. Bei manchen Kästchen dauert es gefühlt ewig, bis ich eine Idee habe. Wenn ich so einen Begriff dann endlich gefunden habe, schüttle ich sehr oft den Kopf über meine Begriffsstutzigkeit und frage mich: „Wieso hast du das nicht gleich gesehen? Es liegt doch auf der Hand!“

Ja, im Nachhinein sieht es nämlich ganz leicht und offensichtlich aus. Aber ich komme nur drauf, wenn mein rationaler Verstand und meine Intuition zusammenarbeiten.

Und genauso ist es auch mit dem Resilienzaspekt Lösungsorientierung, dem dritten der sieben Aspekte von innerer Stärke.

 

Lösungen finden ist eine kreative Leistung.

Für viele Situationen im Leben, in denen es nicht so läuft, wie es soll, wissen wir nicht auf Anhieb eine passende Lösung. Manchmal sind wir sogar im Gegenteil auf den ersten Blick überzeugt, dass es dafür keine gute Lösung gibt. Wie gelähmt starren wir nur auf die Problemseite der Situation. Und umso weniger fällt uns dann ein.

Die gute Nachricht: Dieser Resilienzaspekt heißt Lösungsorientierung, nicht Lösungen haben.

Eine Grundlage dafür ist der Optimismus, dass es immer Lösungen gibt, auch wenn wir sie (noch) nicht sehen.
Und wir brauchen dafür die Bereitschaft, das rationale Analysieren und Grübeln sein zu lassen und unsere Lebenserfahrung, unsere innere Weisheit mitarbeiten zu lassen.

Schon Goethe empfiehlt „Wenn du ein Problem lösen willst, dann löse dich vom Problem.“

Das ist nicht immer leicht. Wenn uns etwas belastet, wollen wir den Druck loswerden. Und machen oft unüberlegt irgendetwas statt uns Zeit und Spielraum für eine gute tragfähige Lösung zu nehmen.

 

Hektischer Aktionismus liefert noch keine gescheiten Lösungsansätze.

Natürlich gibt es auch Lebenslagen, in denen sofortiges Handeln angesagt ist:

  • Deine Freundin steht weinend vor der Tür, weil ihr Mann sie verlassen will.
  • Deine Mutter ist mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus gekommen.
  • Dein Sohn ist todunglücklich über sein Zeugnis.

Nur ist unsere unmittelbare Reaktion in solchen akuten Situationen in der Regel noch keine gute Lösung auf Dauer. Gerade Schnellschüsse, um den aktuellen Druck abzuwehren, bringen uns nämlich oft weitere Schwierigkeiten.

In der Politik können wir diese Art Aktionismus oft genug beobachten: Um sich kein Zaudern oder Versäumnis nachsagen zu lassen und möglichen Vorwürfen oder Forderungen zu begegnen, werden hastige Maßnahmen beschlossen, die die eigentliche Ursache des Problems nicht einmal berühren, geschweige denn beseitigen.

Wir kennen das auch aus dem beruflichen und privaten Alltag:

Weil eine Kollegin privat auf Shopping-Portalen gesurft hat, müssen sich jetzt alle mit schriftlicher Begründung freischalten lassen, wenn sie etwas im Internet recherchieren wollen. Das kostet Zeit und Nerven, während sich die Arbeitsauffassung besagter Kollegin dadurch in keiner Weise geändert hat.

Unter dem Druck schlechter Schulnoten verbieten Eltern ihrem Kind das Fußballspielen oder nehmen ihm das Handy weg, bis die Noten sich bessern. Wenn beides aber nicht die Ursache für die 5 in Englisch ist, wird sich daran nichts ändern – das ist also keine gescheite Lösung.

 

Was genau soll die Lösung eigentlich lösen?

Unter Druck entstehen in der Regel Not-Lösungen, die nur die aktuelle Not lindern (nämlich beispielsweise meine Angst, dass das Kind sitzenbleibt, oder mein Schuldgefühl, dass ich mich nicht genug gekümmert habe). Für Lösungen, die weiter reichen, die an die Ursachen gehen und dauerhaft etwas zum Guten wenden, brauchen wir Abstand, damit sich klären kann, wofür wir eigentlich eine Lösung suchen:

  • Dafür, wie ich mit meiner Angst, meiner Sorge oder meinem Ärger umgehe?
  • Dafür, dass die Note besser wird?
  • Dafür, dass mein Kind Freude an Englisch hat?
  • Dafür, wie mein Kind damit klarkommt, nicht gut in Englisch zu sein?

Wenn das geklärt ist, brauchen wir Zeit, in der gute Einfälle reifen dürfen, wie wir genau das gut hinbekommen, worum es wirklich geht.
So verschaffen wir uns Spielraum und erweitern unsere Gestaltungsmöglichkeiten.
Dafür können wir natürlich auch schauen, wie andere das machen oder sie nach ihren Ideen fragen.

Doch am Ende wird dein Unterbewusstsein etwas Sinnvolles ausspucken, das sich für dich auszuprobieren lohnt. Etwas, das im wahrsten Sinne des Wortes löst, weil es die Dinge leichter, klarer, einfacher macht.

Und dann du wirst dich – wie ich mit meinen Rätseln – vielleicht fragen, warum du da nicht gleich draufgekommen bist.

Ganz einfach, weil dein rationaler Verstand das alleine nicht schafft.
Vertraue darauf, dass die besten Lösungen aus dir selbst kommen, wenn du deiner Intuition, deinem Bauchgefühl die Chance gibst sie zu entwickeln und hervorzuholen.

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