Die hawaiianische Lebensphilosophie ist durchdrungen von der Idee der Dankbarkeit. Wer den Aloha Spirit verinnerlicht, spürt, wie nach und nach immer mehr Dankbarkeit sanft in Geist und Herz einfließt und inneren Frieden bringt.

Auf Hawai’i bekam ich in einem Gottesdienst einmal von einer mir unbekannten sehr alten Frau mit strahlenden Augen einen Lei, einen Blumenkranz, geschenkt. Ich hatte mir den Kranz nicht verdient, ich hatte keinen Anspruch darauf, die Frau kannte mich gar nicht. Ich konnte und sollte ihn einfach froh und heiter annehmen. Und es war ein herzerwärmendes Erlebnis, die Freude an den herrlichen duftenden Blumen und dem kunstvoll gebundenen Kranz zu teilen.

 

Geben und nehmen

Geben und nehmen in einem guten Geist und ohne Hintergedanken ist für hawaiianische Menschen selbstverständlich. So selbstverständlich, dass sie nicht einmal ein Wort für danke” in unserem Sinne haben. Der Dank ist die Freude des Beschenkten. Ihm ein Lächeln oder gar ein Strahlen ins Gesicht gezaubert zu haben, ist vollkommen ausreichend. Es gibt zwar das Wort mahalo”, das in der Regel mit danke” in unserem Sprachgebrauch übersetzt wird. Es ist jedoch weit mehr als eine Höflichkeitsfloskel, seine eigentliche Bedeutung ist: Ich drücke dir meinen Respekt und meine Wertschätzung aus.”

 

Dankbarkeit ist eine Wertschätzung für das Leben.

„Mahalo“ umfasst eine tiefe Wertschätzung für das Leben in all seinen Facetten, für alles, was für uns im Leben schon bereitet ist und was uns einfach so zur Verfügung steht. In diesem Sinn ist Dankbarkeit ist eine Geisteshaltung, die die Fülle und den Reichtum unseres Lebens würdigt und seine Gaben zu schätzen weiß. Sie fordert keine Geschenke und ist das Gegenstück einer zügellosen Anspruchshaltung.

Lei‘ohu Ryder, eine spirituelle Mentorin und Musikerin, sagt, dass wir kraft der Dankbarkeit einen Teppich von Liebe und Wertschätzung knüpfen, der uns alle verbindet. Er kann gerade in anstrengenden oder verstörenden Situationen und in Momenten, in denen wir Schwierigkeiten haben, Menschen oder das Leben anzunehmen, Frieden und Heilung bringen. Möglich wird es, wenn wir uns erlauben, dann einfach nur ganz präsent zu sein und uns vom Geist der Dankbarkeit berühren zu lassen. Wenn wir im Geiste von Mahalo durch das Leben gehen und miteinander umgehen, entstehen Großmut und dankbare Verbundenheit auf ganz natürliche Weise.

 

Großzügigkeit schenken und annehmen

Das, was uns gegeben wird, kann auf ganz leichte Art sehr viel Wärme und Freude in unser Leben bringen. Es lohnt also darüber nachzudenken und nachzuspüren, mit welchen Symbolen, Gesten oder Worten sich dieser Geist des Empfangens und Annehmens in unserer Kultur und in unserem Leben gestalten lässt. Wie aufmerksam und offen bist du für das, was dir an Wertschätzung, Zuneigung, Ehre entgegengebracht wird? Betrachtest du nicht nur materielle Dinge, sondern auch wohlwollende Angebote, Gefälligkeiten, Aufmerksamkeiten oder Komplimente als Geschenk? Wie drückst du deine Freude darüber aus? Wie lässt du das Gefühl aufblühen, dass du es wert bist?

Im kostenlosen Workshop einer hawaiianischen Heilerin steht nur ein Körbchen bereit, in das man eine Spende für ein soziales Projekt der Leiterin geben kann. Als ich nach einem Anhaltspunkt frage, welcher Betrag üblich und passend sei, wird mir gesagt: „Gib, was du für angemessen hältst, und sei dabei großzügig.“

Freigebigkeit und Großzügigkeit sind für Hawaiianer selbstverständliche Alltagswerte, sie betrachten es als Geschenk, wenn sie in der Lage sind, großzügig sein zu können. Und dieses Geschenk nehmen und geben sie gerne. Wir tun uns dagegen manchmal eher schwer mit der Freigebigkeit anderer Menschen umzugehen. Etwas anzunehmen ohne Gegenleistung verbinden wir oft mit dem unangenehmen Gefühl etwas schuldig zu bleiben. Weil das ungewohnt und eher peinlich ist, schmälern wir die freundliche Geste mit Bemerkungen wie Das wäre doch nicht nötig gewesen.” oder setzen uns selbst herab mit Womit habe ich denn das verdient?” Letztlich versagen oder schmälern wir dem Gebenden damit das unbefangene Vergnügen, uns zu ehren und zu erfreuen und an unserer Freude teilhaben zu können. Das gilt nicht nur für materielle Geschenke und Gefälligkeiten. Selbst Komplimente wehren wir nicht selten ab, indem wir sie abschwächen oder in Frage stellen.

 

Die Freude der Dankbarkeit

Achte einmal darauf, was dir alles im Alltag von jemandem geschenkt wird: ein Sitzplatz im Bus, eine Arbeit, die jemand an deiner Stelle erledigt, ein freundlicher Gruß, ein persönliches Kompliment oder eine überraschende Aufmerksamkeit. Wenn du erst einmal deine Antennen darauf ausgerichtet hast, wirst du dich wundern, was du tagtäglich an Geschenken in deinem Leben entdecken kannst. Nimm sie wertschätzend an, indem du sie mit offenem Herzen wahrnimmst und deine Freude darüber zeigst. Mehr hast du nicht zu tun, um den Geist und die Kraft der Dankbarkeit auszustrahlen und weiterzugeben!

„Freude ist die einfachste Form der Dankbarkeit.“ erklärt Karl Barth. Widerstehe also der Gewohnheit, Gefälligkeiten und Geschenke für nicht nötig” zu erklären oder dich sofort mit Gegenleistungen zu revanchieren. Dankbar sein umfasst auch, das unbeschwerte und freudige Annehmen genießen zu lernen.

Unabhängig davon kannst du dich nach deinen Möglichkeiten und Fähigkeiten einbringen, wo immer sich eine Gelegenheit dafür bietet. Und so mit anderen die Freude der Dankbarkeit teilen.

Im „Aloha State“ Hawai’i findet man nicht nur märchenhafte Strände, wohltuendes Klima, überwältigende Natur, exotische Früchte in Fülle und Leichtigkeit des Seins. Spätestens durch die erste Resilienzstudie auf der Insel Kauai in den fünfziger Jahren wurde weithin bekannt, dass es unter den Einheimischen auch zerbrochene Familien, anhaltende Armut und Arbeitslosigkeit, fehlende Zukunftsperspektiven und Drogenabhängigkeit gibt.

Und doch, wenn man den Menschen dort begegnet, ihre Kultur und die Natur erlebt, erfährt man auf Schritt und Tritt den berühmten „Aloha Spirit“. Die Menschen begegnen einander mit Lebensfreude, Freundlichkeit und Wertschätzung. Schon mehrfach durfte ich für einige Wochen diese ganz besondere, allgegenwärtige Energie von Herzlichkeit und Entgegenkommen erfahren – ob im Supermarkt oder im Straßenverkehr, im Ort oder am Strand, im Konzert oder in der Kirche. Umgeben von heiterer Gelassenheit und Lebensfreude und genährt mit Freundlichkeit und Liebe öffnete sich mein Herz wie von selbst immer weiter.

Die Bedeutung von Aloha Spirit

Aloha ist nicht nur ein Gruß, Aloha drückt ein Lebensgefühl und eine Lebenseinstellung aus. Hawaiianer erklären es mit „den (Lebens-) Atem teilen“ oder „die Essenz“ teilen. Aloha zu begegnen bedeutet sich ganz und gar angenommen zu fühlen und Liebe zu erfahren.

Mit Aloha vergegenwärtigen sich die Hawaiianer das Licht in uns allen, den Ausdruck unseres wahren Wesens. Der Aloha Spirit stellt also eine Verbindung her zwischen dem Selbst, den Menschen und der Göttlichkeit, der Quelle, aus der wir alle stammen.

Aloha – Liebe zu mir selbst

Aloha leben bedeutet eine innere Verpflichtung mich selbst zu lieben und zu achten, mit allem was mich ausmacht, und mit allen Lebewesen in Harmonie zu sein. Mit der Haltung von Aloha ist Selbstliebe ganz natürlich, eine Grundvoraussetzung um anderen in diesem Geist zu begegnen.

Nicht zu verwechseln mit Egoismus oder Egozentrik bezieht sich Selbstliebe auf unser inneres Selbst, auf das, was uns im Wesen ausmacht. Ist unser Selbst schwach, dann plustern wir unser Ego auf und versuchen etwas darzustellen, was uns in den Augen anderer Wert verleiht.

Sind wir aber zutiefst von unserem Selbstwert überzeugt, brauchen wir keine äußere Fassade. Wir suchen die Erfüllung unserer Bedürfnisse wie Anerkennung, Wertschätzung, Sicherheit, Selbstbestimmung nicht mehr im Außen, also von anderen, sondern geben sie uns selbst in dem tiefen Wissen, dass wir all das verdient haben. Wenn wir uns selbst lieben, empfinden und zeigen wir Dankbarkeit für das, was uns von anderen entgegengebracht und geschenkt wird. Doch wir sind nicht davon abhängig und schleppen keine unausgesprochenen Forderungen mit uns herum.

Aloha – Liebe zu Menschen

„Immer helfen, nie verletzen.“ ist ein Prinzip der hawaiianischen Lebensphilosophie. Auf dem Fundament einer tiefen Selbstliebe begegnen sie anderen Menschen mit Aufmerksamkeit, Verständnis und Hilfsbereitschaft. Dabei geht es nicht um falsch verstandene aufopfernde Nächstenliebe, die sich selbst aufgibt, aber anderen Hilfe überstülpt, um sich selber wertvoll zu fühlen. Es geht darum aus freien Stücken zu geben ohne dafür etwas zu erwarten.

Wenn dann – ebenso freiwillig – etwas zurückkommt, nährt das wieder die eigene Seele. Die Erfahrung von „Give Aloha, and you will get Aloha“ versetzt Menschen in einen Zustand größter Bereitwilligkeit anderen zu helfen, wo es in ihrer Macht steht. Sharing ist ein weit verbreitetes Prinzip, eine Selbstverständlichkeit. Hawaiianer teilen von Herzen aus einer Haltung von Großzügigkeit und Friedfertigkeit.

Aloha – Liebe zur Natur

Die Menschen in Hawai’i haben nicht nur tiefen Respekt vor der Natur, sie betrachten sie als lebendig und als ein großes Geschenk. Angesichts des Schildes „Enjoy your day in Paradise!“ sagte ich begeistert: „Ja, es ist hier wie im Paradies!“ Doch ein Hawaiianer machte mich aufmerksam, dass wir tatsächlich im Paradies sind.

Die Erde ist der einzige Ort im Universum, von dem wir wissen, dass Menschen dort leben können. Hier auf der Erde finden wir mit den Elementen und der Natur alles an Voraussetzungen, was Menschen zum Leben brauchen. Es liegt nur an uns, diesen Schätzen mit Respekt und Dankbarkeit zu begegnen und die Ressourcen gerecht zu teilen.

Aloha Spirit ist ein Geschenk an die Welt

Hawai’i  hat der Welt etwas zu geben, finden einige Kahunas (Experten, Weisen, Heiler), und teilen ihr Wissen und ihre Weisheiten mit.

Der Aloha Spirit ist eine Geisteshaltung, die bedingungslose Liebe und alles einschließende Akzeptanz verkörpert. Die Hawaiianer tragen sie in sich und geben ihr Raum zur lebendigen Ausstrahlung. Doch natürlich kann der Aloha Spirit, das Zusammenwirken von Geist und Herz, in jedem Menschen stattfinden. Diese Verbindung führt den Menschen zu seinem Selbst. Damit sind der natürliche Wunsch und die selbstverständliche Handlung verbunden Freundlichkeit und Liebe auszustrahlen und an die Umwelt und andere Menschen fließen zulassen.

Wo ist Hawaii? Überall, wo der Aloha Spirit lebendig ist.

Es ist gut ansteckend zu sein! Wir werden nicht nur von Bakterien, Viren und negativen Gedanken infiziert. Auch wesentliche Werte, kreative Ideen und positive Grundhaltungen kommen auf diesem Weg in die Welt und verbreiten sich da. Die Frage ist: Womit lasse ich mich (bereitwillig) anstecken? Was will ich weitergeben?

Ansteckungskraft ist Wirkkraft.

Ich habe mich schon vor einiger Zeit anstecken lassen vom Konzept der Resilienz und von der Energie des „Aloha Spirit“. Die Weisheiten des „Aloha Spirit“ habe ich als eine traditionelle natürliche Quelle für Resilienz kennengelernt. Sie haben mich fasziniert, berührt und nicht wieder losgelassen. Sie haben meine Haltung und mein Leben nachhaltig verändert. Es ist erfüllter, freier, leichter und selbstbestimmter geworden. Und es ist mir ein Herzensanliegen weiterzugeben, wie man dahinkommt. Ich möchte andere anstecken zu mehr Lebensfreude, Selbstwert und Leichtigkeit.

Was ich weitergeben will, muss ich selbst verinnerlicht haben.

Kumu Keala, ein hawaiianischer Lehrer, bringt es in einem Workshop auf den Punkt: „Lerne es nicht nur, lebe es. Wenn du es nicht leben kannst, kannst du auch anderen nicht helfen.“

Es gibt Menschen, bei denen spüren wir sofort, dass sie etwas Wesentliches und Stärkendes in die Welt bringen. Vielleicht hören wir zu, was sie sagen, oder wir lesen etwas von ihnen. Dass sie uns auf einer tieferen Ebene erreichen, liegt aber nicht an Erklärungen und Worten. Es liegt an vor allem an ihrer Wirkkraft. Was strahlt die Person aus? Was kommt bei mir an? Was macht sie glaubwürdig? Wissen kann begeisternd nur der teilen, der es durchdrungen hat. Und Fähigkeiten nur, wer sie entfaltet und geübt hat. „Aloha Spirit kann nur aus der Erfahrung heraus, selbst geliebt zu sein, authentisch vermittelt und verbreitet werden.

Liebevolle Selbstsorge ist ein wesentliches Element des „Aloha Spirit.

Hawaiianer tun das einfach, ohne dass es bewusst, bemüht oder angestrengt wirkt. Sich selbst zu lieben und sich geliebt zu fühlen ist für sie eine Selbstverständlichkeit, über der sie allerdings nie die anderen und ihre Umgebung vergessen. Eher gehen sie damit wie mit einem Geburtsrecht oder einer Veranlagung um: die sind einem gegeben, dafür braucht man nicht extra etwas zu tun. Ich brauche mich auch nicht dafür anzustrengen, dass ich blaue Augen habe, mit Intelligenz gesegnet bin oder ein Faible für Sprache habe. Es ist einfach so.

Wir können zu unbefangener echter Selbstliebe zurückfinden.

Die meisten von uns können diese ursprüngliche und natürliche Selbstliebe nicht so ohne weiteres aus ihren Zellen abrufen. Der Zugang ist blockiert durch

  • unverhältnismäßige Selbstzweifel
  • überspielte Minderwertigkeitsgefühle
  • fortwährende Bestrebungen zur Selbstoptimierung.

Doch wir können uns erinnern, wie wir waren, bevor wir versucht haben allen Erwartungen gerecht zu werden, die Welt zu beeindrucken und uns selbst durch eine gefällige Fassade in Sicherheit zu wiegen. Dieser damalige Zustand ist eine grundlegende Voraussetzung, wenn wir selbstverständlich und unangestrengt Liebe in die Welt tragen und dabei echt sein wollen. Und wir können wieder zu diesem Zustand von natürlichem Selbstwertgefühl finden, wo wir in Ordnung und geliebt sind ohne etwas beweisen zu müssen.

Wir tragen also alle den „Aloha Spirit“ in uns, ob wir in Hawai’i leben oder sonstwo. Wir können ihn wachzurufen, indem wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, dass wir in vielfältiger Weise von Liebe umgeben sind. Jeder hat seine eigenen Erfahrungen und Lebensspuren, die ihn an dieses Wissen erinnern. Es kann ein Ereignis in oder mit der Natur sein. Es kann eine Begegnung mit einem oder unterschiedlichen Menschen sein. Es kann ein Erlebnis des Einsseins in meditativen Momenten sein. In jedem Fall ist dieses tiefe Gefühl geliebt zu sein eine spirituelle Erfahrung.

In unserer Kultur lernen und handeln wir bevorzugt über den bewussten Verstand.

Wir definieren Begriffe und Ziele, wir formulieren Argumente und Theorien, wir analysieren Situationen und menschliche Reaktionen, wir organisieren Pläne und Ausführungen. Das ist eben unser eingeübter Weg.

Wir können aber auch lernen,

  • indem wir unvoreingenommen Erfahrungen machen
  • indem wir etwas einfach ausprobieren
  • indem wir ohne Urteil und Bewertung wahrnehmen, wie innere und äußere Prozesse sich entwickeln
  • indem wir uns auch einmal dem Lauf der Dinge und des Lebens überlassen.

Auf diese Weise gewonnene Einsichten und Erkenntnisse verändern häufig unser Empfinden und unsere Reaktionen ohne dass wir bewusst erklären könnten, wie diese Veränderung geschehen ist, und wann genau sie eingesetzt hat.

Intuitives Lernen aus Begeisterung erfasst unsere ganze Persönlichkeit.  

Es ist faszinierend, wie wir scheinbar beiläufig und wie von selbst etwas Neues lernen und sogar tief eingegrabene Muster verlassen, wenn wir von etwas beseelt und emotional erfüllt sind. Das entspricht auch meiner eigenen Erfahrung. Die intensive Beschäftigung mit Resilienz und die Berührung mit dem „Aloha Spirit“ haben mir im Lauf der Zeit tiefe Zuversicht, beständige Freude und Dankbarkeit und ein offenes Herz beschert, ohne dass ich mir das im Einzelnen vorgenommen, mich bewusst darum bemüht oder mir konkrete Ziele gesteckt hätte. „Es ist einfach so gekommen“, kann ich nur staunend feststellen.

Aber was hat das ermöglicht? Ich habe mich berühren und anstecken lassen. Ich habe mich vertrauensvoll von diesem Fluss tragen lassen. Ich habe diesen Spirit in unzählige alltägliche und spezielle Lebenssituationen eingebracht und seine Wirkung entfalten lassen. Damit bin ich natürlich nicht fertig. „Aloha Spirit“ ist nichts, was man zum Abschluss bringt. „Aloha Spirit“ wirkt, indem er ins Leben integriert wird. Und mit dieser Erfahrung und diesem Lebensgefühl möchte ich dich anstecken.

Vielleicht machst du in Situationen, die dich nerven oder belasten, einmal einen Versuch etwas anders zu machen. Statt immer wieder fruchtlos über das „warum“ von unangenehmen Situationen zu grübeln, setze dich neugierig oder mutig der Erfahrung aus, wie eine neue Verhaltensweise sich anfühlt.

Wenn du dich immer wieder darüber ärgerst, dass deine Kollegin dir unliebsame Aufgaben zuschiebt, lehne einmal freundlich, aber bestimmt ab: „Ich kann das nicht übernehmen. Ich habe damit zu tun die Statistik abzuschließen.“

Ist dir ein Fehler oder ein Versäumnis unterlaufen, stehe zu deiner Unvollkommenheit ohne Rechtfertigung, auch wenn du es lebenswichtig findest, dass alle dich für absolut zuverlässig und beispielhaft halten.

Wenn dein Partner auf die Frage, wie sein Tag war, nur einsilbig antwortet, verzichte darauf erfolglos nachzubohren. Frage ihn stattdessen, wie er sich den Abend oder das Wochenende vorstellt, oder erzähle selbst etwas von deinem Tag.

Was immer du machst, hege keine konkreten Erwartungen.

Beobachte nur, wie die neue Reaktion sich anfühlt, und was sie bewirkt. Ist es ein gutes Gefühl, mach mehr davon. Bist du noch nicht glücklich damit, hast du die Wahl, ob du weiteren Versuchen eine Chance gibst, oder ob du dein Verhalten abwandelst. Vielleicht steigt mit dieser Beweglichkeit deine Motivation neue Einstellungen und Verhaltensweisen zu testen und zu üben, bis sie als unbewusste Fähigkeit in dein Leben eingebaut sind.

Die kleinen Beispielsituationen machen anschaulich, worin sich „Aloha Spirit im Alltag zeigen kann:

  • eigene Grenzen wahrnehmen und offenbaren
  • nachsichtig und aufrichtig mit sich selbst sein
  • gute Atmosphäre schaffen
  • und das alles in einer Haltung von Selbstliebe und Liebe.

Wenn du es ausstrahlst, erübrigen sich wortreiche Erklärungen.

Solche positiven Energien kann ich nur dann glaubhaft weitergeben und vermitteln, wenn ich sie selbst aufgenommen und integriert habe. Und wenn ich das lebe, ausstrahle, verkörpere, gibt es auf der kognitiven Ebene gar nicht so viel zu erklären und zu verstehen.

Erst dann bist du reif dafür Gelegenheiten wahrzunehmen, bei denen du dazu beitragen kannst, dass auch für andere eine solche Erfahrung möglich wird.

Öffne Türen. Aber schiebe niemanden hindurch.

Ob andere hindurchgehen, ob sie Gelegenheiten wahrnehmen, ein Angebot annehmen ist ihre Entscheidung. Lade dir nicht zu viel Verantwortung auf. Mach dir bewusst, dass du alleine das nicht bewirken kannst. Dein Anteil könnte sein, aufmerksam und offen dafür zu sein, wem du wodurch signalisieren kannst, dass er geliebt ist. Und dann öffne diesem Menschen eine Tür für eine kleine irdische Erfahrung mit diesem Eindruck. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das auch dir wieder neue Erfahrungen bescheren.

Wir können nämlich lernen, jemanden unabhängig davon, wie sympathisch oder unsympathisch er uns erscheint, zu akzeptieren und zu lieben. Mach es dir nicht zu schwer, mach den Anfang ruhig mit denen, die dir sympathisch sind. Das, was dann zurückstrahlt, gibt dir immer mehr Kraft und Freude, diesen Zugang auch zu denen zu finden, die nicht auf Anhieb zu deinen Lieblingsmenschen gehören. So funktioniert gegenseitige Ansteckung im Geist von Aloha.

Resilienz ist eine zentrale Kraft im Leben und für das Leben.
Doch wird der Begriff Resilienz zuweilen arg strapaziert, missverstanden und sogar missbraucht.
Häufig wird nämlich suggeriert, wir müssten nur ein paar Techniken anwenden, um widerstandsfähig und stressresistent zu sein, und das sei dann resilient.

Dieser Fehlschluss ist nicht neu, er wurde auch schon vor Corona hartnäckig verbreitet.
Je länger sich aber diese kollektiv schwierige Situation hinzieht, desto deutlicher zeigen sich die Schwachpunkte dieser Auffassung: Sie funktioniert nicht – häufig gar nicht, manchmal nur unzureichend.

Der Grund: Es fehlt ein bedeutender Bestandteil. Es fehlt die wichtigste Zutat.
Resilienz braucht eine Überzeugung, eine innere Haltung, einen Geist, um ihre entscheidende und tiefgreifende Wirkung entfalten zu können.
Es ist erwiesen, dass Resilienz sich lernen und üben lässt.
Es ist auch unbestritten, dass wir dazu Techniken und Verhaltenskorrekturen nutzen können.

 

Resilienz ist jedoch weit mehr als ein paar probate Tools.

Das mag auf Anhieb unbequem und ernüchternd klingen. Wenn ich es allerdings richtig verstehe und anerkenne, kann ich nur gewinnen. Dann gewinne ich

  • die Chance über den Wunsch hinauszuwachsen, unbeschadet durch diese Krise, durch jede Krise, zu gehen.
  • die Chance, die Vorstellung zu überwinden, dass ich mir nur ein paar Tools und Techniken aneignen müsste, die mich dann resilient machen.
  • die Chance zu einem umfassenden Verständnis, was das Wesen der Resilienz ausmacht, vorzudringen.

Denn in der anfangs erwähnten irrigen Vorstellung verbergen sich gleich mehrere sehr verbreitete Missverständnisse über Resilienz, die ich hier klarstellen will:

  1. Das Geheimnis der Resilienz besteht nicht allein aus Tools und Techniken.
  2. Niemand kann sich selbst oder andere resilient machen.
  3. Wenn unbeschadet bedeutet, dass sich nichts verändert hat, dann ist es nicht Resilienz.

Die eigene Resilienz zu entwickeln, sie aufzubauen und auszubauen ist ein Prozess, der sich durch das ganze Leben zieht.
Dieser Prozess ist naturgemäß ein SEIN und ein WERDEN, kein MACHEN.
In diesem Sinn bedeutet Resilienz immer auch Veränderung, etwas ändert sich und jemand ändert sich.
Wenn wir den Geist der Resilienz verinnerlichen, entwickeln wir im Meistern einer Krise Charakterstärke und gewinnen persönliche Reife.

 

Resilienz ist eine tief im Wesen verankerte Ressource.

Zwar zeigt Resilienz sich auch in dem, was wir tun.
Aber wer sie auf ein paar kleine Verhaltenskorrekturen oder Techniken reduziert, dem entgeht die eigentliche Chance der Resilienz.
Diese Chance liegt darin, dass wir Krisen und Schwierigkeiten nicht nur irgendwie meistern, sondern dass wir sie so meistern, dass wir daran wachsen und stärker werden als zuvor.
Und das bedeutet, dass wir uns innerlich verändern und nicht nur äußerlich etwas anders machen.
Dass wir (wieder) den Zugang finden zu einer Kraft, die uns im Inneren trägt und aus dieser Seelenkraft heraus agieren.

 

Resilienz speist sich aus einer spirituellen Quelle.

Die Veränderung, die sich dadurch vollzieht, ist die neue Energie, die uns zuwächst, die sich ausbreitet und unsere Grundhaltung dem Leben gegenüber ändert.
Wie auch immer ich das nenne, ob Lebensphilosophie oder Geisteshaltung oder Glaube, es ist eine spirituelle Ebene, etwas, das über mich und mein Handeln hinausweist, und das gleichzeitig die Quelle dafür ist.

Resilienz umfasst also weit mehr als Kommunikationstools, Stressbewältigung und Effizienzsteigerung.
Sie speist sich aus einer wesentlicheren Quelle.
Es geht nicht darum, uns zu reparieren oder reparieren zu lassen, damit wir besser oder länger funktionieren.
Es geht um die Entscheidung für ein authentisches Leben unter den jeweiligen Umständen. Es geht um Lebenssinn.

So lässt sich Resilienz lässt mit unterschiedlichen Weltanschauungen in Verbindung bringen.
Der Aloha Spirit ist spiritueller Ursprung dieser inneren Kraft.
Gleichzeitig durchdringt und prägt er das alltägliche Leben und Handeln.

Wir können uns öffnen für diese innere Kraft dank unseres spirituellen Bewusstseins.
Die umfassende und eindrucksvolle Wirkkraft von Resilienz beginnt und endet auf der spirituellen Ebene.
Ausgelöst, entwickelt und entfaltet wird sie durch unser konkretes Tun, nicht nur bei einschneidenden Erschütterungen, sondern durch auch im normalen Alltagsgeschehen. Um dieses zu üben, dienen dann bewährte Werkzeuge und Techniken.

 

Aloha Spirit verbindet spirituelles Bewusstsein und Alltagshandeln.

Genau diese Qualität, die Verbindung von spirituellem Bewusstsein und pragmatischem Handeln, ist im Aloha Spirit zu finden.
Die erste Resilienzstudie fand auf der Insel Kauai statt. Durch sie wurde weithin bekannt, dass auch diese abgelegene Insel keine heile Welt ist. Auch dort gibt es Naturkatastrophen, zerbrochene Familien und fehlende Zukunftsperspektiven.
Doch trotz all dieser Belastungen und Widrigkeiten war und ist der Aloha Spirit, eine allgegenwärtige Energie von Herzlichkeit und Entgegenkommen, von heiterer Gelassenheit, Lebensfreude und Liebe, auf Schritt und Tritt spürbar.

Die innere Haltung des Aloha Spirit ist die Grundnahrung für die individuelle Resilienz: Hawaiianer, die ihn in sich tragen, zeigen Verhaltensweisen und Reaktionen, die sich durchaus lernen lassen.
An ihrem Beispiel können wir lernen, wie wir in Verbindung zu unserer inneren Stärke kommen und aus ihr heraus aus unser Tun gestalten.
Damit unsere Resilienz beseelt wird und ihre ganze umfassende Wirkung entfalten kann.

 

Der nächste Blogartikel zeigt an konkreten Beispielen aus den sieben Resilienzschlüsseln, wie Hawaiianer im Geist von ALOHA spirituelle Verbundenheit und pragmatisches Handeln verbinden und im Alltag realisieren.

 

 

„Be well, swim free!“

Das sind die Worte von Douglas, als wir in Joan Oceans Seminarrunde auf Big Island, Hawai’i zum letzten Mal unsere Erfahrungen und Erlebnisse teilen.

Eine Woche lang hat er uns beim Schwimmen mit den Delphinen begleitet, war bei den Vorbereitungen an unserer Seite, hat Meditationsrunden, Wissen, Gedanken und Gefühle mit uns geteilt.

 

Was Großzügigkeit bedeutet

Mit „Be well“, so fügt Douglas hinzu, meine er nicht nur: „Lass es dir gutgehen.“
Vielmehr will er uns mit auf den Weg geben: „Sei großzügig“.

Seine Worte haben für mich das Konzept der Großzügigkeit aus dem Aloha Spirit wieder neu belebt.

Es begleitet mich seit längerer Zeit und wird auch ein Fokus für das Jahr 2019. Es macht mich weit und weich, das Kleine im Sinne von Kleinlichkeit loszulassen, aufzuhören mit dem Recht haben wollen, das Belehren und das Reglementieren aufzugeben.

 

Was Großzügigkeit bewirkt

Sie schafft so viel Freiheit, so viel Luft zum Atmen, so viel Wärme und Menschlichkeit.

Das erlebe ich, wenn ich großzügig bin.
Und das erlebe ich genauso, wenn mir Großzügigkeit entgegengebracht wird.

Großzügig geben, was anderen hilft und sie unterstützt: Freundlichkeiten, Aufmerksamkeit, Ermutigung, Wissen und Knowhow, Geschenke, Gefälligkeiten, Einladungen.

Großzügig sein mit vermeintlichen Schwächen oder Versäumnissen anderer,
– wenn es an der Kasse oder an der Ampel nicht schnell genug geht.
– wenn Leute nicht merken, dass sie anderen im Weg stehen.
– wenn jemand mich herunterputzt oder nicht beachtet.

Aber auch großzügig sein mit mir selbst,
– wenn ich nicht schaffe, was ich mir vorgenommen habe.
– wenn ich prüfend in den Spiegel schaue.
– wenn ich in alte, überwunden geglaubte Muster verfalle.

Das heißt nicht, dass alles egal ist. Es geht nicht darum, träge alles laufen zu lassen.

 

Es geht um eine grundlegend versöhnliche Haltung gegenüber unser aller Unvollkommenheit.

Es geht um Nachsicht und Wohlwollen. Und es geht um Verbundenheit und Liebe.

  • Was verbindest du mit Großzügigkeit?
  • Wo ist sie dir begegnet?
  • Wo bietest du sie bereits, und wo könntest du mehr davon einbringen?

 

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