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Es hat sich herumgesprochen: Seinem biologischen Erbe entsprechend soll der Mensch mindestens 10.000 Schritte am Tag tun, auf dass es ihm wohlergehe und er lange lebt auf Erden. Nun lässt sich kaum bezweifeln, dass es eine gute Idee ist sich täglich zu bewegen. Aber spüren wir auch noch, was uns gut tut?

Woher weiß die App, was gut für mich ist?

Vielleicht wird die 10.000 Schritte-Vorgabe aber auch deshalb so intensiv verbreitet, weil Fitness-Tracker entwickelt wurden, mit denen sich das genau messen lässt. So wie unzählige solcher Geräte und Apps angeboten werden, die uns – im Namen der Gesundheit – auf Spur bringen sollen. Du kannst dich von deinem Smartphone daran erinnern lassen, regelmäßig ein Glas Wasser zu trinken. Es gibt Programme, die regelmäßig für eine bestimmte Zeit den Bildschirm überschreiben, damit die User eine Pause einlegen.

Einerseits sind das nette Spielereien oder auch nützliche Hilfsmittel. Andererseits entfernen sie uns von einer natürlichen Wahrnehmung unserer selbst.

Wie tanken wir wirklich auf?

Wozu sind Apps und Tracker gut? Wir setzen sie ein als Mittel gegen unsere Ausreden. Wir wollen uns mit ihrer Hilfe selber austricksen. Wir fassen den vernünftigen Vorsatz zweimal die Woche um den See zu laufen. Im Kopf haben wir das klar, aber Lust haben wir dann doch nicht dazu. So trödeln wir herum, bis es zu dunkel ist, zu kalt oder zu warm, bis wir erst mal was essen müssen, oder der nächste Termin wartet. Dann fühlen wir uns frustriert, hadern schimpfen, jammern mit uns selbst. Hätte die App uns Beine gemacht? Der Fitness-Tracker uns voll motiviert?

Oder verstärken sie letztlich nur den Druck, der unseren Alltag durchzieht? Alles richtig zu machen, vernünftig zu sein, sich nichts vorwerfen zu lassen. Wie, wenn das „schlechte Gefühl“ gar nicht daher kommt, dass wir nicht um den See gelaufen sind, sondern dass wir nicht wirklich etwas für unser Wohlgefühl getan haben? Ist es ein verwegener Gedanke, dass wir uns pudelwohl fühlen würden, wenn wir stattdessen gespielt hätten, mit einer Freundin gemütlich im Café gesessen hätten oder in die Sauna gegangen wären? All das haben wir uns aber nicht erlaubt, weil wir uns aufoktroyiert hatten, um den See zu laufen.

Ständige Optimierung erschöpft unsere Reserven

Vorsätze, die unserem Wohlfühlen dienen sollen, die wir immer wieder selber boykottieren, kommen eben in der Regel nicht aus uns selbst. Wenn ich weiß, was mir guttut und Freude macht, dann mache ich das doch einfach, sobald ich die Gelegenheit dazu habe. Dazu braucht es keine Überwindung, keine App und keinen Tracker. Es nur zu wissen reicht allerdings nicht aus, ich muss es mir auch erlauben. Und diese Erlaubnis wird häufig verhindert durch die weit verbreiteten Tendenzen zur Selbstoptimierung. Wir lassen uns einreden, dass wir so, wie wir sind, nicht in Ordnung sind oder zumindest nicht ausreichen. Da ist noch Luft nach oben. Es geht immer noch mehr: sich gesünder ernähren, fitter sein, besser aussehen, die Kinder optimal fördern, im Beruf weiterkommen ….

Das stimmt ja auch, meist geht noch mehr. Die Frage ist nur, ob wir dann tatsächlich glücklicher wären. Denn „mehr“ ist ja nie zu Ende, wann ist es genug? Und die noch entscheidendere Frage, ob wir nicht zuerst zufrieden und glücklich sein können – und aus dieser Verfassung heraus vielleicht einfach Lust haben um den See zu laufen, uns gut zu ernähren, uns weiterzubilden, mit den Kindern etwas zu unternehmen. Aus eigenem Antrieb. Weil wir zufrieden sind mit uns und unserem Leben, nicht, um es erst zu werden.
Wenn wir mit uns selbst im Reinen sind und auf uns achten, entdecken wir viel leichter, was unsere wirklichen und ureigenen Bedürfnisse sind. Und erlauben uns entspannter ihnen nachzugehen.

Wie du dein Selbstvertrauen stärkst

Es kann Spaß machen sich zu messen und sich Ziele zu setzen, auch Apps und Tracker dafür zu nutzen. Sie sind Hilfsmittel, die uns Informationen geben. Nur sollten wir uns nicht von ihnen steuern lassen, sondern erst einmal unserem eigenen Gefühl für unseren Körper, unsere Seele und unseren Geist trauen. Dieses Selbstvertrauen können wir stärken, indem wir immer wieder wahrnehmen, was uns wirklich Entspannung, Gelassenheit und Freude bereitet. Und indem wir dem unbeeindruckt vom Zeitgeist, von Erwartungen anderer, von gerade angesagten Tendenzen nachgehen.

Ich probiere es jetzt erst mal im Urlaub aus. Schlafen, wenn ich müde bin, essen, wenn ich hungrig bin, aufräumen, wenn mir nach Ordnung ist, mich bewegen, wenn’s meine Lebensfreude hebt. Ohne App, ohne Tracker, ohne (innere) To-Do-Liste, nur nach dem eigenen Gefühl. Darauf will ich mich verlassen können.

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„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ wussten schon unsere Großmütter. Das Gegenteil davon wird – etwas abfällig – „Aufschieberitis“ genannt, besonders von denen, die eher zu Omas Prinzip neigen. Beide Strategien haben durchaus ihre Vorteile und ihre Berechtigung. So oder so – am Ende belohnt uns das befriedigende Gefühl etwas geschafft zu haben.

 

Anpacken oder Aufschieben?

Ich kenne beides ganz gut. Oft gibt es mir einen richtigen Frische-Kick, wenn ich Sachen ruck-zuck erledige. Anderes trage ich eine ganze Zeit mit mir herum, schiebe es vor mir her oder auch mal zur Seite. Das hat auch oft seinen Sinn: Entweder die Angelegenheit ist einfach noch nicht so weit, oder ich bin es noch nicht. Aber irgendwann spüre ich den starken Impuls „Jetzt!“ Und dann duldet die Sache keinen Aufschub mehr. Ob es um den Haarschnitt geht, ein Seminarkonzept oder die Balkonpflanzen. Die Zeit ist reif.

 

Anregungen Aufnehmen

So ging es mir auch mit meiner Homepage. Sie war in die Jahre gekommen, noch gut brauchbar, aber ich freute mich nicht mehr, wenn ich sie aufrief. Daraus formte sich die erst einmal vage Absicht sie aufzupolieren. Und auf einmal kreuzten die interessantesten Infos und Workshops zum Texten, zu Bildern, zu Gestaltung meinen Weg. Genauer gesagt, auf einmal nahm ich sie zur Kenntnis. Und nahm sie wahr.
Aus den vielen Anregungen und Ideen wurden konkrete Zielsetzungen und Aufgaben. So kam mein Anliegen meine Homepage zu modernisieren nach und nach in Fluss. Es war spannend und anregend daran zu arbeiten, und ich freute mich auf das Ergebnis.

 

Anfangen und darin Aufgehen

Es gab sehr viel mehr zu tun als auf den ersten Blick gedacht, und vor allem brauchte ich viel mehr Zeit dafür als ich geglaubt hatte. So ist es doch bei den meisten Projekten, auf die wir uns einlassen, oder? Aber ich habe so viel dazu gelernt. Ich tauchte ein in die Herausforderungen. Habe einmal mehr meine Inhalte und Aussagen intensiv durchdrungen. Habe neu kombiniert, verworfen, manches gelöst und anderes aufgenommen. Habe neue Tools kennen und anwenden gelernt. Habe mir Hilfe geholt, wo ich alleine nicht effizient war. Habe geduldig gefeilt, bis es für mich wohlgeformt war. Nicht perfekt, aber stimmig.

 

Aufhören

Schon Goethe wusste: „Man muss ein Werk auch für beendet erklären.“ Sonst nimmt die Begeisterung, die Frische wieder ab und wir werden verbissen. Im endlosen Streben nach Perfektion geht die Freude daran, an einer lohnenden „Baustelle“ zu arbeiten, verloren. Und oft wird dabei nicht weiter verbessert, sondern Originelles, Ungewöhnliches, wirklich Kreatives glattgebügelt.

Viele Projekte sind ohnehin nicht für alle Zeiten fertig, sei es die Homepage, die Wohnung oder das Konzept. Irgendwann geht es wieder los. Wenn die Zeit reif ist dafür und das innere „Jetzt“ kommt.