Veränderungskraft ist neben der Anpassungskraft eine der drei Kräfte der Resilienz. Veränderungskraft brauchen wir, um nicht nur auf Veränderung von außen zu reagieren, sondern selbst Veränderung initiieren zu können – da, wo sie wünschenswert oder notwendig ist.
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Sie bewahrt uns davor, uns im Widerstand gegen Dinge, auf die wir gar keinen Einfluss haben, zu erschöpfen.
Und sie verhindert, dass wir in passiver Anpassung an widrige Gegebenheiten oder äußere Zumutungen resignieren.
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Veränderungskraft weckt und aktiviert kreative Fähigkeiten, Selbstverantwortung und produktive Lösungsfindung.
Sicher kennst du das „Mantra“ für unerwünschte Verhältnisse: „Love it, change it or leave it.“ „Love it“ kannst du mit Anpassungskraft erreichen, für „change it“ brauchst du Veränderungskraft.
Von Harrison Ford stammt die Erkenntnis: „Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein.“
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Mit Veränderungskraft lässt sich einiges bewirken, das mit Anpassung und Widerstand einfach nicht gelingen will:
🔴 Du erweiterst deine Spielräume oder schaffst dir ganz neue.
Beispiel: In vielen Unternehmen wurden durch Corona bahnbrechende Neuerungen in den Arbeitsbedingungen und -abläufen eingeführt, die vorher undenkbar schienen: ein Großteil der Mitarbeiterinnen im Home-Office, Online-Konferenzen, sogar neue Marktlücken wurden auf die Schnelle entdeckt und gefüllt.
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🔴 Du fasst den Mut deine Komfortzone zu verlassen und dich in unbekanntes Terrain zu begeben.
Beispiel: Suse hing jahrelang in einer Wohnungssituation fest, mit sie äußerst unzufrieden war. Es störte sie das Bad ohne Tageslicht, die Bodenfliesen fand sie von Anfang an geschmacklos, die Mitbewohner im Haus beschrieb sie distanziert bis streitbar. Sie glaubte, sich keine andere Wohnung leisten zu können.
Bis sie mit Veränderungskraft eine bis dahin „abwegige“ Idee aufgriff und ihr mit viel Herzklopfen nachging. Heute fühlt sie sich in einer gepflegten Dreier-WG pudelwohl.
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🔴 Du befreist dich von „Altlasten“ und entwickelst dich persönlich weiter zu mehr Selbstvertrauen und Lebens-Zufriedenheit.
Beispiel: Ute hatte von ihrer Mutter die Lektion gelernt: „Für die Gesundheit muss man Pferdeäpfel essen!“ So disziplinierte sie sich mit Sport, der ihr keinen Spaß machte, hielt sich streng an eine freudlose Diät und verbot sich jede Ausgelassenheit. Trotzdem kränkelte sie häufig, war ständig besorgt und ungehalten. Ihre Mutter bestärkte sie darin, dass es ihr noch viel schlechter ginge, wenn sie sich nicht so konsequent kontrollieren würde.
Erst durch ihren Freund Jürgen und seine Familie lernt Ute einen entkrampften Umgang mit Gesundheit kennen. Mit Veränderungskraft und Jürgens Zuspruch löst sie sich allmählich von ihrem tief verankerten Glaubenssatz und gewinnt einen zwanglosen Zugang zu Genuss und Lebensfreude.
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Alte Gegebenheiten, Verhaltensmuster und Glaubenssätze, die dir nicht mehr dienen, kannst du leichter loslassen, wenn du keine Angst (mehr) vor Veränderung hast. Wenn du mutig über deine Komfortzone hinausgehst. Wenn du dich öffnest für andere Perspektiven und bereit bist auch das bis dahin Undenkbare in Erwägung zu ziehen.
Etliche Menschen sagen, dass ihre Veränderungskraft zurzeit arg strapaziert wird, und andere haben Schwierigkeiten diese Kraft überhaupt zu aktivieren.
Veränderungskraft aufzubringen ist besonders dann eine Herausforderung, wenn du zu den Menschen gehörst, die großen Wert auf Stabilität und Kontinuität legen.
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Deine Vorlieben und Talente liegen dann vorwiegend im Bereich Verlässlichkeit, Beständigkeit und Pflichtbewusstsein.
Wahrscheinlich strebst du – besonders, wenn es stressig wird – danach, Gewissheit zu bekommen, wie es weitergeht, und verbindliche Standards festzulegen. Du willst das Rad nicht immer wieder neu erfinden müssen, sondern dich auf das verlassen können, was sich bisher bewährt hat. Auch von anderen erwartest oder forderst du, dass sie zu dem stehen, was einmal entschieden wurde.
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Diese Prinzipien sind grundsätzlich sehr wertvoll, nur sind sie nicht in allen Lebenssituationen dienlich und erfolgversprechend. Und manchmal binden sie die Energie, die für neue Lösungen und Wege gebraucht würde. Wenn du mit Widerstandskraft nichts ausrichten kannst und Anpassungskraft keine Verbesserung bringt, ist es angebracht aktive Veränderungskraft einzusetzen.
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Alle Gegebenheiten und Verhältnisse wandeln sich mit der Zeit.
Das ist das einzige, was sicher ist, auch wenn wir es nicht gerne wahrhaben.
Veränderungskraft einsetzen bedeutet nicht, einfach nur irgendwie auf unvermeidliche Veränderungen von außen zu reagieren.
Es bedeutet selbst Veränderung in Gang zu setzen.
Wie kannst du das schaffen, auch wenn es dir nicht so liegt?
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🔴 Der erste Schritt zu mehr Veränderungskraft: die Angst vor dem Unbekannten loslassen.
Was am meisten an Veränderung hindert und immer wieder zögern und zurückschrecken lässt, ist Angst.
Angst vor dem Unbekannten. Was wir kennen, scheint uns SICHERHEIT zu geben. Doch wirklich sicher ist nur eines: nämlich, dass nichts bleibt, wie es ist. Wandel ist genauso NATÜRLICH und NATURGEGEBEN wie die Angst.
Ist es daher nicht eher beruhigend und Angst lösend, wenn du aktiv mitmischst beim unvermeidlichen Wandel statt nur passiv auf ihn zu reagieren?
Wenn du Veränderung an sich nicht mehr befürchtest, kannst du befreit den nächsten Schritt angehen:
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🔴 Der zweite Schritt zu mehr Veränderungskraft: Ideen entwickeln und aus der Fülle schöpfen.
Für aktive Veränderung braucht es Ideen, viele Ideen, originelle Ideen, ausgefallene Ideen, herkömmliche Ideen – erst aus der Fülle ergibt sich die Freiheit zu wählen und Veränderung mit Elan und Freude zu gestalten.
Diese Ideen brauchst du nicht alle selbst zu erzeugen: Halte Augen und Ohren offen, frage unterschiedliche Leute, sei neugierig auf ungewohnte Ansichten, sammle, lass dich inspirieren ….
Eine Fülle von Möglichkeiten vor Augen zu haben befreit dich aus dem Gefühl einer Zwangslage. Sie bietet dir den Stoff Erneuerung aktiv zu gestalten in DEINEM Sinn, auf DEINEM Weg, nach DEINEM Geschmack.
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🔴 Der dritte Schritt zu mehr Veränderungskraft: sie (all)täglich üben:
Gelegenheiten dazu gibt es im normalen Tagesverlauf ständig:
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♦️ Ändere etwas in deinem gewohnten Vorgehen: fang‘ anders an, lass etwas weg oder füge etwas hinzu. Variiere diese Abweichung vom Gewohnten dreimal. Danach nimm dir ein anderes Beispiel in gleicher Weise vor.
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♦️ Überlege dir, welche kleinen Veränderungen an deiner Umgebung, an deinem Verhalten und an deiner Person reizvoll sein könnten. Probiere es aus und achte auf die Wirkung bei dir selbst.
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♦️ Richte deine Aufmerksamkeit auf die großen und kleinen Veränderungen, die du schon erlebt hast und die sich immer wieder ereignen. Lass alle Gefühle zu, die sich regen. Was gibt es außer Angst und Unbehagen noch? Bei welchen Veränderungen in deinem Leben, denen du zunächst skeptisch oder ablehnend gegenübergestanden hast, hat sich deine Einstellung im Nachhinein zum Besseren gewandelt?
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Sicher fallen dir mit etwas Fantasie noch jede Menge anderer Beispiele ein oder auf, mit denen du deine Veränderungskraft üben kannst.
❗️ Wichtig: Mach keinen Zwang draus.
Geh es mit spielerischer Neugier an. Gib deiner Kreativität und deiner Spielfreude Raum. Mach alltägliche Dinge wie kochen, einkaufen etc. zu einer lockeren Entdeckungstour. Folge auch mal verrückten Einfällen, die aus einer momentanen Eingebung entstehen.
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Es geht nicht darum, dass du dich ständig alles über den Haufen wirfst.
Es geht darum, dass du deine Veränderungskraft aktivierst und trainierst, damit du sie einsetzen kannst, wenn es dienlich, sinnvoll und zweckmäßig ist.